PerMedu - Das Forum rund um Ramses II.ARCHIV |
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Nach dem Abendessen lud Meritamun ihren jungen Gast ein, bei einem guten Becher Karkadeh noch etwas mit ihr auf der Terrasse zu plaudern.
Dort hatten die Diener einige Feuerschalen aufgestellt, denn es konnte hier im Delta, wenn die Sonne erst einmal untergegangen war, ziemlich rasch abkühlen.
Ein frischer Wind blies salzig duftende Meerluft von Norden über das Land, das Laub der Bäume raschelte bei der kräftigen Brise, die aufgekommen war, als die Abendbarke des Sonnengottes ablegte...
"Erzähl' mir doch von deiner Reise," bat die alte Dame. "Du hast doch vorher noch einen Abstecher nach Theben gemacht! Wie hat es dir denn in der Stadt des Königs der Götter gefallen? Warst du zum ersten Mal dort?"
Ach, es war schon lange her, daß sie Theben besucht hatte...


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Satis begann von Theben und den Palästen zu schwärmen. Für sie war es aufregend bei jemanden der die Königsfamilie persönlich kannte zu wohnen. Dann begann sie: Also als erstes war da Isis und der Pharao Heil und Gesundheit, die hatten am Palastfenster die kleine Prinzessin den Leuten vorgestellt. Es gab soviel zu essen und zu trinken dass alle Leute begeistert waren. Dann in den Tempeln war es einfach schön. Und die Gärten der Tempel
unbeschreiblich. Als dann die Tuja mir die Nachrichten für dich mitgab war ich platt. Eine kleine Priesterin im direkten Kontakt mit Tuja. Die Reise an sich war eigentlich erreignis los. Nur der Medjai viel auf. Schon wegen seiner Körpergrösse undso. Aber sonst tut es mir leid dass er nicht an dem Reiterfest teilnehmen konnte. Denn das tut er für sein Leben gern. Sicher ist er ganz gespannt zu erfahren wie es verlaufen ist.


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Meritamun hörte sich den begeisterten Bericht der jungen Frau mit leisem Lächeln an. Hin und wieder nickte oder lachte sie.
"Du wirst dich hier schon wohl fühlen," bemerkte sie und hieß Satis, sich ungeniert an den Speisen zu bedienen. "Nimm nur," forderte sie sie auf und schob ihr die Schalen hin. "Nach der langen Reise kannst du bestimmt eine ordentliche Mahlzeit vertragen!"
Sie lehnte sich zurück und betrachtete Satis froh. Endlich war sie nicht mehr so allein auf ihrem Landgut.
Mehi, der Strolch, verbrachte ja lieber Zeit mit seinem neuen Freund, dem Wesir Iry-ef. Hoffentlich brachte sich ihr Bruder nicht schon wieder in Schwierigkeiten!
Aber DAS hatte sie gleich wieder vergessen, als Satis erneut anfing, von ihren Reiseerlebnissen zu plaudern.
"Sag mal, Liebes," wunderte sich Meritamun, als Satis auf den Medjay zu sprechen kam. "Wieso begleitet dich dieser Medjay eigentlich? Und wie hat dein Vater es eigentlich geschafft, dem Polizeichef eurer Stadt einen seiner Männer abzuschwatzen?"


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Nun das war so: wie du weisst ist mein eigentlicher Vater wie es der Zufall will an einem Skorpionstich verstorben. Mein Vater war ein guter Freund meines Ziehvaters und dieser fand heraus dass der Skorpion absichtlich in die Sachen meines Vaters gelegt wurde. Da dieser für die Schmuckhersteller des Hofes wertvolle Steine ausgesucht hatte wurden diese gestohlen. Die Schmuckstücke waren teilweise auch für den Tempel gedacht in dem mein jetztiger Vater arbeitet. Durch Zufall erwies sich die Bekanntschaft mit dem Jugendfreund des Pharaos Heil und lange Gesundheit sehr erfreulich um mir diese Reise in Sicherheit zu erlauben. Denn Menes ist ein Undercoveragent so zu sagen. Dies mochte Satis jedoch Meritamon sagen Er wird hier unten Augen und Ohren offen halten. Gegebenenfalls wird er seinen Bericht nach Theben schicken.


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Na das kann noch lustig werden wenn Mehi das erfährt, denkt sich Meritamun.
Hoffentlich lässt er sich nicht auf Dummheiten ein. Sollte Ramses etwas Unangenehmes über ihn erfahren wäre es wohl das Letzte mal, dann würde er wohl mehr als nur strafversetzt werden.
All dies sagt sie jedoch nicht zu Satis um diese nicht auf die Idee zu setzen den Medjay voreilig zu informieren, sie bittet beide doch recht viel zu essen, dann werden alle sich zur verdienten Ruhe begeben.
Menes hat während des Essens sehr wenig an der Unterhaltung teilgenommen. Ihm war das Verhalten von Meritamun aufgefallen und nun macht er sich seine Gedanken. Was wusste diese?
Auch die vage Beschreibung über sein Dasein mit Satis fand er gut. Somit konnte er undercover ermitteln. Was war schon dabei dass ein Freund der Familie die Tochter des Oberpriesters begleitet? Dass er diese liebte und wie, wusste niemand ausser Satis und ihm selbst.


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Mit düsterer Miene saß Mehi in der Ecke einer alten Schenke unweit des alten Ziegelmacherviertels. Er hielt mit beiden Händen den Bierkrug umklammert und starrte der jungen Bedienung auf die Hinterbacken.
"Wir müssen endlich etwas unternehmen!" murmelte er und sah seinen Gesprächspartner unverwandt in die Augen. "Solange der Hof noch im Süden ist! Hast du die Pläne mit den Jungs besprochen?"
"Ja, Moshe, das habe ich. Die Burschen sind begeistert, soweit man das sagen kann. Einige ältere Männer mahnen zwar zur Ruhe und geben zu bedenken, wieviel Leid der letzte Aufstand über die Unseren gebracht hat! Aber die Jungen wollen nicht mehr! Sie sagen zurecht, dass Stillhalten auch nichts bringt. Leben wir besser, weil wir alles tun, was die Ägypter von uns verlangen, sagen sie. Und da haben sie verdammt noch mal recht! Erst vor zwei Dekaden kamen die ägyptischen Häscher wieder und nahmen unsere Kinder fort... Dafür brachten sie einige der älteren Kinder zurück! Komplett verwahrlost zum Teil, kann ich dir sagen. Sie erkennen ihre Eltern nicht mehr, sprechen ihre Muttersprache kaum noch und sind bockig... ich habe nicht das Gefühl, dass die ägyptische Rechnung aufgeht! Diese jungen Leute sind zwar uns entfremdet, aber sie mögen die Kröte nicht schlucken, dass sie, die zum Teil an gute Herren geraten waren, jetzt plötzlich bis zu den Hüften im Dreck stehen sollen und Ziegel machen müssen! Die murren mehr als alle anderen! Glaub mir Moshe, mit denen können wir endlich unser Ziel erreichen!"
Mehi zog die Stirn in Falten. "Glaubst du, Aron? Ich weiß selbst nicht, was der beste Weg ist. Sesü.. ähm, der König mit seinen Bauarbeiten braucht seine Ziegel! Er wird nicht einsehen, die Ziegelmacher wieder unter besseren Bedinungen arbeiten zu lassen. Aber neue Aufstände werden die Lage kaum verbessern. Sie sind doch Wasser auf Sesü... äh, Ramses' Shaduf!"


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"Aber diesmal haben wir die Unterstützung der Schasu," wandte Aaron ein. "Sie sind im Gegensatz zu uns Krieger und sehnen sich nach ihrer Freiheit. Sie scheuen den Kampf und die Gefahr nicht! Ganz im Gegenteil, sie drängen sogar darauf! Und daß wir an den Stadtrand umquartiert wurden, könnte uns auch von Nutzen sein. Wenn es tatsächlich zu Auseinandersetzungen mit den Ägyptern kommt, sind die Wege frei, um endlich aus dieser Sklaverei zu flüchten. Was meinst du?"


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Mehi nahm erst noch einen Schluck Bier, bevor er eine bedächtige Antwort gab. "Du bist noch jung, mein Bruder!" sagte er mit einem halben Kopfschütteln. "Aber ich sage dir, so einfach wird es nicht. Beim letzten Mal haben wir viel falsch gemacht, weil wir ohne Stretegie gehandelt haben. Kampf ist gut, aber er ist in den Augen unserer Unterdrücker die Rechtfertigung für ihre Taten. Die Schasu sind hitzköpfig, kriegerisch aber ohne große Pläne. Das weißt du wie ich."
Er hielt inne. "Was wir brauchen, ist ein Gesamtplan! Wir müssen versuchen, das ägyptische Volk auf unsere Seite zu bringen, Aaron! Wir müssen zeigen, dass Sesüchen eben nicht die Ma'at tut, wenn er uns weiterhin so behandelt! Die Frage ist nur, wie wir das erreichen!!"


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"Ach, Meritamun! Die hat seit Wochen Besuch aus Oberägypten, so eine kleien Schnepfe... aber du hast recht, ich muss mit ihr mal ein Wörtchen reden. Ich glaube, sie kapiert gar nicht, um was es geht!"
Mehi verdrehte die Augen. Seiner Meinung nach war Meritamun alt geworden, kaum mehr entflammbar für eine große Sache. Dass er das Unheil, das er vor Jahren angefangen hatte, wieder gutmachen wollte, ging seiner Schwester nicht in den Kopf. Die sah im Moment nur ihn oder sogar nur sich selbst und ihren Luxus gefährdet.
"Was deinen Aufstand angeht, so kann ich dir helfen", flüsterte Mehi nach einer Denkpause Aaron zu. "Ich euch vielleicht ausrüsten. Aber seid vorsichtig! Legt zunächst die Arbeit nieder und weigert euch, die geforderten Mengen Ziegel zu fertigen. Streikt und erst, wenn man euch hungern läßt, dann könnt ihr euch eure Rationen holen. Du weißt genauso gut wie ich, wo das Getreide lagert!"


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"Das dürfte wiederum schwierig werden," gab Aaron zurück. "Gerade die Gefahr, daß man uns die benötigten Lebensmittel verweigert, wird am meisten gefürchtet. Eine solche Maßnahme trifft immer zuerst die Schwachen, die Alten und die Kleinen. Die Mütter haben ohnehin Angst um ihre Kinder. Bevor wir mit dem Streik anfangen, muß sichergestellt sein, daß kein einziger Ziegelmacher verhungern wird. Kannst du das?"


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Mehi stellte den Bierkrug mit Wucht auf den Tisch. "Da hast du verdammt noch einmal recht!" rief er aus, so laut, dass sich die Köpfe der anderen Gäste zu den beiden hindrehten.
Er bemerkte aber sogleich, dass er die Aufmerksamkeit aller auf sich gezogen hatte und führ wesentlich leiser fort, nachdem er laut nach einem weiteren Bier verlangt hatte.
"Ich habe da eine Idee..." flüsterte er Aaron zu. "Ich werde euch mit dem Nötigsten versorgen! Die ganze Zeit, wenn es sein muss auch ein Jahr oder länger. Ihr dürft euch nur dem Widerstand der Ägypter nicht beugen. Wenn sie euch mit Gewalt zwingen wollen, dann müßt ihr trotzdem versuchen, standzuhalten. Das wird wehtun, und die Schasu werden das nicht lange mitmachen. Aber wir müssen es versuchen!"


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Aaron nickte, trotzdem ihn Mehis Worte beunruhigt hatten.
"Wie meinst du das? Die Schasu werden nicht lange durchhalten?" fragte er. "Denkst du, daß sie bei der erstbesten Gelegenheit flüchten? Da sind doch noch diese Shemra, Samira und all die anderen Schasumädchen...ihre Väter, Brüder und Ehemänner schuften wie wir und haben den Ägyptern Rache dafür geschworen, daß sie die Frauen entehrt haben. DIE werden mit Sicherheit bis zum bitteren Ende an unserer Seite kämpfen. Diese anderen allerdings..."
Er spuckte aus. "Die haben viel zu viel damit zu tun, sich gegenseitig umzubringen!"


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"Was ich damit meine?" Mehi lachte bitter auf. "Das Konzept geht nur auf, wenn es von Seiten der Streikenden keine Gewalt gegen die ägyptischen Aufseher und Antreiber gibt. Di eZiegelmacher sind duldsam, selbst die Jungen, von denen du sprachst, sind es, wenn sie genug zu essen haben und sich deshalb nicht vor dem Hungertod fürchten müssen. Aber die Schasu werden Gewalt ausüben und dann wird jeder in Pi-ramesse wieder nach der harten Hand des Pharaos rufen! Dann wäre wieder alles vergebens. Ihr müßt streiken, dann kann ich mit dem König reden, dass ihr wieder arbeitet, wenn er die Bedingungen ändert - wenn er euch zum Beispiel endlich eure Feste wieder feiern läßt, wenn er euch wie früher im Frühling in die Wüste ziehen läßt, um dem Herrn Opfer zu bringen..."


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Aaron kratzte sich ratlos am Kopf.
"Nun, in der Beziehung hast du natürlich recht. DAS werden sich die Schasu bestimmt nicht lange mitansehen, sie werden kämpfen wollen," erwiderte er. "Ich werde jedoch mein Bestes geben, sie von deinem Plan zu überzeugen...wann, denkst du, wäre ein geeigneter Zeitpunkt, um mit dem Streik anzufangen? Nach dem Dekadenende vielleicht? Dann gehen wir einfach nicht mehr an unsere Arbeit zurück..."


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