PerMedu - Das Forum rund um Ramses II.ARCHIV |
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Mehi nickte. "So wollen wir es machen", sagte er kurz. Er rief das Schankmädchen herbei und steckte ihr den Lohn für das Bier zu. "Wir sehen uns dann am Dekadenende. Ich werde alles bereit machen, was wir besprochen haben, Aaron!" Er erhon sich, warf sich seinen Umhang über und trat hinaus in die Kühle der Nacht. Die Sterne breiteten ihren Glanz über Pi-Ramesse aus. Eine leichte Brise wehte, die die Veränderungen ankündigte, die nun auf Ägypten zukommen würden...
Mehi zog seinen Mantel fester um seine Schulter, denn es fröstelte ihn leicht. Er ging seines Weges, hinaus aus den engen Gassen der Altstadt. An deren Rande hatte er sich ein Haus zugelegt, in dem er sich aufhalten konnte, wenn er den weiten Weg zum Gehöft seiner Schwester nicht schaffte.
Während er ging, überlegte er noch dies und das. Den Plan, den er mit Aaron entwickelt hatte, fand er alles in allem recht gut, obgleich es natürlich fraglich war, ob die Schasu durchhielten. Wenn er es recht bedachte, glaubte Mehi das auf keinen Fall. Die Schasu waren stürmisch und wollten immer mit dem Kopf durch die Wand. Den Ziegelmachern hingegen, die geduldige Menschen waren, traute er den nötigen Leidenswillen zu... und doch war der Plan davon abhängig, dass die Ziegelmacher das Muster eines normalen Aufstandes durchbrachen. Es mußte ihm und Aaron gelingen, dass die Edlen Ägyptens einsahen, dass Sesüchen im Unrecht war. Nur dann würde die Qenbet sich auf seine Seite stellen... und er würde von Ramses endlich einfordern, dass die Ziegelmacher wieder den anderen Untertanen des Königs gleichgestellt würden.


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Da stellten sich Mehi plötzlich zwei dunkle Gestalten in den Weg.
Sie kamen aus den Schatten, aus der Dunkelheit, zwei finstere Gesellen, von denen man kaum das Weiße im Auge erkennen konnte.
"Wohin des Wegs, alter Mann?" fragte der eine drohend und tat einen Schritt auf Mehi zu, während der andere ihn umkreiste.
"Was hast du hier verloren?"


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"Was soll das?" fragte Mehi, der aus seinen Gedanken gerissen worden war. "Was lungert ihr um diese Zeit hier herum? Darf ein anständiger Bürger dieses Landes in der Nacht nicht mehr seines Weges gehen?"
Instinktiv griff seine Hand unter seinen Mantel, wo er sein Messer verborgen hatte. Als alter Militär führte er es stets mit sich, falls er sich doch verteidigen müßte. Er hatte auch auf seine alten Tage das Kämpfen nciht ganz verlernt. Doch zunächst wartete er ab, ob die jungen Burschen ihn angreifen würden.


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"An anständigen Bürgern vergreifen wir uns nicht," erwiderte der eine der beiden schwarzen Gesellen, der vor Mehi stehengeblieben war.
Der andere hatte bei den Worten "anständiger Bürger" hämisch aufgelacht.
"Du alter Schwanzlutscher," höhnte er. "Bist du jetzt auf Ziegelmacher umgestiegen, nachdem man dich aus dem allerhöchsten Betten geworfen hat? Da bist du aber tief gesunken!"


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Mehis Griff um den Dolch wurde fester. Er konnte die Gestalten jetzt in ihren Umrissen erkennen, sie trugen irgendeine fremdländische Tracht, die er schon lange nicht mehr gesehen hatte. 'Sethbrüder' schoss es ihm durch den Kopf. Anal Adgams vormalige Freunde und jetztigen Feinde...
Er unterdrückte seinen aufkommenden Zorn.
"Wie meinst du das, tief gesunken?" stellte er sich dumm.


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Mehi schickte dem Mann einen autoritären Ich-bin-hier-der Chef-Blick und erklärte so ruhig und gelassen, wie er eben sein konnte. "Ich glaube euch gern, dass ihr andere Methoden habt... so seht ihr auch aus. Aber ich führe nichts Unrechtes im Schilde. Ich habe mit dem Mann nur über ein paar Hilfen für die alten und kranken im Ziegelmacherviertel gesprochen. Ihr wißt doch, dass diesen Leuten alles abgebrannt ist. Ein paar reiche Ägypter aus der Umgebung der Königsmutter haben Hilfsgüter zusammengestellt, damit die Leute nicht erfrieren. Darum ging es."


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"Seine Majestät, er lebe, sei heil und gesund, hat deshalb diesen elenden Schlammwälzern ja auch ein neues Dorf errichten lassen," spuckte der Wortführer aus. "Die bekommen schon mehr als genug und leben da wie die Maden im Rinderfett..."
Im alten Ziegelmacherviertel, das abgebrannt war, war mittlerweile der ganze Schutt beseitigt worden, die freie Fläche geebnet worden und bereits neue Wohnhäuser entstanden. Pi-Ramesse war eine blühende, expandierende Stadt und das Areal würde wohl rasch überbaut werden.
"Pass nur auf, alter Mann," knurrte der andere Sethbruder drohend, zeigte mit ausgestrecktem Finger auf sein Gesicht, dann auf Mehi. "Wir behalten dich im Auge. Stellst du wieder irgendetwas an, was gegen die Maat verstößt, bist du dran!"
Ramses wußte schon, warum er ihnen befohlen hatte, Mehi, der wieder viel zu frech geworden war und sich viel zuviele Freiheiten herausnahm, zu überwachen...


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Mehi tat wohlweißlich so, als ob er sich einschüchtern ließe.
"Ich habe sogar die offizielle Erlaubnis des Wesirs von Unterägypten, dem das Ziegelmacherviertel in Abwesenheit des allmächtigen Pharao unterstellt ist", sagte er betont unterwürfig. Er hatte seine Lektion gelernt. Noch einmal würde ihn Sesüchen nicht gefangen nehmen.
"Darf ich jetzt gehen?" ihr dummen Jungs fügte er nur in Gedanken hinzu.


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Die Miene Sen-senus verzog sich breit unter seiner Maske.
'Danke für die Auskunft, du tattriger Depp,' dachte er, brummte jedoch nur vielsagend: "So, so..."
Der Wesir war also auch in die Sache verwickelt - in welche Sache auch immer! Ob Ramses das wußte?
"Wir begleiten dich lieber nach Hause," bot der andere Sethbruder an. "Nicht, daß du unter die Räder kommst oder irgendwelchen Verbrechern in die Hände fällst..."


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Einige Tage später kam es zur ersten Arbeitsverweigerung der Ziegelmacher. Es hatte etwas gedauert, bis Aaron die Leute im Viertel davon überzeugt hatte, aber schließlich war man sich einig: da die Ägypter nicht aufgehört hatten, die Kleinkinder der Bewohner zu entführen und die Versorgungslage nach wie vor beschissen war, konnte es kaum schlimmer kommen, als es schon war. Zwar war den meisten bewußt, dass für die Ägypter das Leben der Ziegelmacher nur etwas wert war, wenn sie eben ihrer Aufgabe, Ziegel zu machen, nachkamen, aber man hatte tatsächlich nicht viel zu verlieren. Man konnte höchstens Druck aufbauen, dass endlich wieder bessere Lebensumstände geschaffen würden!
Die Ziegelmacher hatten sich überlegt, wie sie vorgehen sollten. Aaron hatte recht, sie durften ihrerseits die Maat nicht wirklich brechen. Und so arbeitete man denn durchaus! Die Ziegel, die man herstellte, würden allerdings kaum etwas taugen, da man ihnen entweder zu viel oder zu wenig Häcksel beimischte. Es handelte sich zunächst also eher um einen Sabotageakt als um echten Streik. Und doch fühlten sich die Männer gut bei ihrem Kampf gegen die Unterdrücker.


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