PerMedu - Das Forum rund um Ramses II.ARCHIV |
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Seit Amunherchepeschefs Rückkehr nach Pi-Ramesse waren nun schon etliche Dekaden ins Land gezogen, in denen der Kronprinz genug Zeit und Muße gefunden hatte, sich wieder in seine Pflichten und Aufgaben zu fügen.
Er kümmerte sich zusammen mit Iry-ef, seinem Onkel mütterlicherseits, und Paraherwenemef, seinem jüngeren Vollbruder, um die Verwaltung Unterägyptens, während sein Vater mit einem großen Teil der Königsfamilie im oberägyptischen Heliopolis, das ist Theben, weilte.
Von dem schweren Unglück, das ihn mal wieder beinahe zum König gemacht hätte, wußte er nichts und ebenso verhielt es sich mit den anderen Geschehnissen am oberägyptischen Hofe, abgesehen von der babylonischen Gesandtschaft, die auf ihrem Weg nach Ägypten auch durch Pi-Ramesse gezogen war, wo Amunherchepeschef sie in allen Ehren empfangen hatte.
Amuni war äußerst glücklich darüber, dass diesmal sein Vater selbst den Bräutigam gab und nicht er die Halbschwester seiner verstorbenen babylonischen Gemahlinnen ehelichen mußte - das bleiche Mädchen war alles andere als sein Geschmack!
Seine "Mitbringsel" hatten sich soweit es ging ebenfalls eingelebt. Hassan arbeitete mit Begeisterung in den Pferdeställen des Palastes, wo er sich um die Aufzucht eines kleinen,. verwaisten Fohlens kümmern durfte.
Hamda mußte ihren Dienst als Magd verrichten und ihr Herr und Exmann achtete streng darauf, dass sie nicht wieder über die Stränge schlug.
Thamer sah immer ein wenig unglücklich aus. Sie vermisste offensichtlich das Leben in der Wüste und so recht gelang ihr es nicht, sich an das ägyptische Leben zu gewöhnen. Amuni versuchte sein bestes. Er lud sie noch immer regelmäßig zum Essen ein, machte ihr den Hof und versuchte, sie davon zu überzeugen, dass er auch als ägyptischer Prinz ein anständiger Kerl war.
Aber Thamar schien ihm seine Herkunft einfach nicht verzeihen zu wollen.
So vergingen die Tage mit viel Arbeit und dem alltäglichen Trott, der sich bald eingestellt hatte.
Amuni war zufrieden und den Göttern für seine Errettung aus tiefster Not äußerst dankbar. Nur an seinen neuen offiziellen Namen, Sethherchepeschef, mußte er sich noch immer gewöhnen!
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In den vergangenen Dekaden hatte Mehi die Abwesenheit des Königs und die Beförderung seines Freundes und Unterstützers Iry-ef zum Wesir genutzt, um seine Ziele besser verfolgen zu können. Seine Schwester Meritamun unterstützte ihn dabei nach Kräften.
Mehi war jetzt wieder ein häufiger Gast im neuen Viertel der Ziegelmacher, die dank seiner materiellen Zuwendungen wieder halbwegs vernünftig untergebracht waren. Iry-ef hatte tatsächlich ein Auge zugedrückt, was die Lieferungen an den Tempel anging und nicht einmal davor zurückgeschreckt, einige Einträge aus den Akten verschwinden zu lassen. Der vielbeschäftigte Kronprinz hatte davon zum Glück keinen Wind bekommen. Doch auf diese Art und Weise hatten die Ziegelmacher genug Material und Zeit gefunden, sich um ihre eigenen Unterkünfte zu kümmern. Am Rande der Stadt war ein neues Dorf entstanden;
eng zusammengedrängte Hütten aus Lehm und Stroh boten Mensch und Tier Schutz vor dem kühlen Winterwetter. Schafe, Ziegen und Hunde streunten zwischen den tagsüber velassenenen Behausungen und fraßen den Unrat, den die Menschen liegengelassen hatten. Jetzt, da das Dorf stand, waren tagsüber wieder nur ein paar alte Menschen in den Häusern...


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..., die auf die kleinen Kinder aufpassten, deren Eltern arbeiten mußten.
Ein Teil der Erwachsenen war in den Ziegeleien, die anderen waren zur Feldarbeit abbestellt worden.
Ein paar alte Mütterchen saßen auf einer Bank bei dem kleinen Platz in der Mitte des Dorfes, wo die Kinder an einem frisch gemauerten Brunnen spielten. Dessen Ziegel und Mauersteine wurden von der Titulatur des Königs geziert, damit die Arbeiter auch nur ja nie vergaßen, wem sie die Gnade verdankten, das lebensnotwendige Naß aus einem reinen Brunnen genießen zu dürfen anstatt die Schlammbrühe aus dem Kanal trinken zu müssen.
Der Brunnen war dank einer Erlaubnis von allerhöchster Stelle gegraben worden, nachdem ettliche Bewohner des Ghettos an einer unschönen Magen-Darm-Geschichte erkrankt waren, weil sie schmutziges, brackiges Wasser getrunken hatten.
Mehi hatte daraufhin Iry-ef um Hilfe angerufen und der hatte die Genehmigung zum Bau des Brunnens unverzüglich erteilt...
Allerdings nicht aus purer Menschenfreundlichkeit, so gut und großherzig war Iry-ef dann doch nicht!
Er hoffte auf die Unterstützung der Ziegelmacher bei der Durchsetzung seiner politischen Pläne.
Nur Wesir von Unterägypten zu sein reichte ihm bei weitem nicht...
Zwar befanden sich nun die Kartuschen Ramses' auf dem Gemäuer, aber Iry-ef hatte durchaus dafür gesorgt, daß die Ziegelmacher erfahren hatten, wem sie tatsächlich den Brunnen zu verdanken hatten...


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Die Ziegelmacher waren dem neuen Wesir auch wirklich dankbar für seine Wohltaten und sangen tatsächlich Loblieder auf Iry-ef, die Königseulogien gleichkamen. Iry-ef und seine rechte Hand im Ziegelmacherviertel, Mehi, waren das Gesprächsthema im Dorf.
Schon glaubte man unter den lange gepeinigten Bewohnern, dass Zeiten der Entspannung angebrochen wären und dass man bald wieder einen Status erreichen würde, wie er vor den unglücklichen Ereignissen vor wenigen Jahren bestanden hatte: ein friedliches Zusammenleben mit den Ägyptern als angesehene Untertanen und nicht als elende Sklaven, deren Leben nicht mehr wert war als die Arbeitsleistung, die man ihnen abpressen konnte.
Doch so sehr die Bewohner des Viertels auch hofften, dass eine Besserung eintreten würde, so sehr sich die Väter und Mütter nach einer Wiedervereinigung mit den verlorenen Söhnen und Töchtern auch sehnten, so lange ließ dies alles auf sich warten.
Außer den schon erreichten Verbesserungen geschah nämlich zunächst gar nichts mehr. Im Gegenteil: kaum waren die Häuser und der Brunnen errichtet, wurde die Arbeitsleistung, die die Bewohner des Viertels zu erbringen hatten, wieder enorm erhöht! Offensichtlich wollte der ägyptische Staat die Verluste, die ihm durch die kulantere Behandlung der Ziegelmacher entstanden war, wieder ausgleichen.
Alles Murren half nichts. Die ägyptischen Aufseher trieben die Frauen und Männer mit Peitschen und Stöcken zur Arbeit an. Auf die ursprünglichen Einwohnern des Viertels, die solche Behandlung schon gewohnt waren, wirkte sich dies kaum mehr aus. Sie ertrugen ihr Schicksal mehr oder minder geduldig, in der ewigen Hoffnung auf bessere Zeiten. Aber da waren noch die ehemaligen Beduinen, die Ramses bei Memphis im Kampf besiegt hatte und der Stamm Hamdas, den Amuni in die Gefangenschaft hatte führen lassen, nachdem er von dort entflohen war. Die Männer und Frauen dieser beiden Schasustämme wollten sich nicht beugen, sie wollten das Elend nicht mehr ertragen und so überlegten sie fieberhaft, was sie gegen die starke Übermacht der Ägypter ausrichten konnten... und obwohl sie von den anderen gewarnt worden waren, traten sie eines Tages in Streik.
Sie legten die Arbeit nieder, ja sie begannen sogar, die von den eigentlichen Ziegelmachern geformten Ziegel mutwillig zu zerstören.
Diese wiederum, die Strafmaßnahmen der Ägypter fürchteten, griffen zur Selbstverteidigung und verwickelten die Neuankömmlinge in ein Handgemenge...
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Zur selben Zeit befand sich der Kronprinz bereits auf der Fahrt nach Theben. Er hatte seiner Meinung nach alles geregelt, was es zu regeln galt. Von den jüngsten Unruhen im Ziegelmacherviertel wußte er nichts, da der Wesir ihm diese Meldungen wohlweislich unterschlagen hatte.
In seinem Gefolge befand sich auch Thamar, die Amuni mühselig davon überzeugt hatte, dass sie mit ihm kommen sollte.
"Wir werden die Denkmäler meiner Vorväter sehen. Du wirst staunen, wie mächtig die Pyramiden sind und wie sehr die Stadt des Sonnengottes im Lichte der Sonne erstrahlt! Du wirst die herrlichen Städte in Mittelägypten sehen, Herakleopolis, Schmun und all die anderen prächtigen Metropolen! Komm, ich will dir mein Land zeigen, Thamar" hatte er jeden abend heruntergebetet, bis sie endlich eingewilligt hatte. Warum war sie nur so spröde?
Er ließ sie sogar auf seinem Schiff mitfahren und hatte ihr eine gemütliche Koje zugewiesen, aber nein, Thamar blieb ihm gegenüber merkwürdig kalt.
Hingegen kümmerte sich Baket, die sich über die Möglichkeit, endlich ihren Ziehvater wiederzusehen, mächtig gefreut hatte, nach wie vor rührend um die Kinder.
Gerade stand Amuni an der Reeling und winkte den Bauern, die am Ufer des Nils standen und ihn freudig begrüßten, als Tachat ankam: "Wann sind wir denn endlich in Theben?" fragte sie, eine Frage, die sie heute bestimmt schon zehnmal gestellt hatte. "Das wird noch dauern, meine Süße", antwortete Amuni und hob seine Tochter auf den Arm. "Ich hab dir doch gesagt, wir werden mehrere Tage unterwegs sein."


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Thamar hingegen saß auf einem der Hocker unter dem Baldachin und nähte.
Hin und wieder sah sie auf, betrachtete die fruchtbaren Äcker und lächelte über die johlenden, winkenden Kinder, die am Ufer des Nils spielten. Sie hörte Amuni auch höflich zu, wenn er ihr von den Leistungen seiner Vorfahren und seines Volkes berichtete, und nickte.
An diesem Tag wurde ihr sein Gerede jedoch zuviel.
Er beschäftigte sich zwar mit seiner Tochter, hatte sich aber gerade zu ihr umgewandt, um sie mal wieder und zum x-ten Male auf irgendein bedeutsames Bauwerk hinzuweisen, das ihr am A...llerwertesten vorbeiging.
"Ja, wirklich wunderbar!" stieß sie in einem Ton hervor, der jedoch nicht wirklich zu ihrer Aussage passte. Ebenso gut hätte sie "gräßlich!" ausrufen können.
"Und das alles ist mit dem Schweiß und dem Blut der Menschen errichtet worden, denen ihr die Freiheit genommen habt, um sie gnadenlos zu unterdrücken!"
Sie spuckte vor ihm aus.
"Du und dein selbstgerechtes Geschwafel! Ich will's nicht mehr hören!"


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"Was soll denn das, Thamar?" meinte Amuni kopfschüttelnd. "Wie kommst du nur auf solch finstere Ideen? Natürlich wurden die Leute anständig bezahlt, die die Monumente gebaut haben. Das kann man überall nachlesen, in alten Biographien und so."
Er seufzte und setzte sich neben sie. "Ich hab manchmal den Eindruck, dir gefällt es hier nicht", meinte er schulterzuckend. "Aber ich versteh das gar nicht. Du hast es doch gut bei mir." Er griff sanft nach ihrer Hand...
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"Wir werden nicht mehr zu diesen Bedingungen arbeiten", schrien die Schasu. "Wir haben die Schnauze voll. Wir können nicht mehr und wir wollen zu unserem Vieh zurück! Sollen doch andere Ziegel machen!" Sie waren sich einig in ihrem Anliegen.
Als ein älterer Vorarbeiter eingreifen wollte, bewarfen ihn ein paar jüngere Schasu erst mit Schlamm, ergriffen ihn dann und drückten ihn solange in eine Tongrube, bis er sich nicht mehr rührte...


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..., die Thamar ihm jedoch entzog.
"Nur weil mein Gefängnis ein anderes ist als das, in das du meine Landsleute und Stammesbrüder hast werfen lassen?" rief sie verzweifelt aus und sprang auf.
"Sicher, ich bekomme genug zu essen und zu trinken, darf in einem Bett schlafen und kleide mich in edle Gewänder. Aber denkst du, ich könnte das genießen, wenn ich weiß, daß meine Brüder als Gefangene Ägyptens schuften müssen und geschlagen werden? Freiheit ist eines Schasus kostbarstes Gut und DIE hast du uns genommen...und da fragst du mich allen Ernstes, ob es mir hier gefiele?"
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Ein paar Medjay, die von dem Trubel in ihrem Mittagschläfchen gestört wurden, rannten herbei und trieben die Meute mit ein paar heftigen Schwerthieben, bei denen auch der ein oder andere Schasu ein paar Kerben davontrug, auseinander.
Sie rissen den Vorarbeiter aus der Tongrube, ließen die Leiche jedoch gleich wieder zurückfallen, weil sie vor dem entsetzlichen Ausdruck, der auf dem Gesicht des Toten stehengeblieben war (und damit wäre die Identität von "Unknown man E" geklärt...) zurückschreckten und sich fürchteten...
"Das werde ihr büßen!" rief sie und bedrohten die aufmüpfigen Schasu mit ihren Schwerten und Speeren. "Wer hat dieses abscheuliche Verbrechen begangen? Liefert ihn uns aus und die anderen werden ungeschoren davonkommen. Tut ihr das nicht, werdet ihr unsere Rache spüren!"


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"Red keinen Stuss, Thamar", knurrte Amuni die junge Schasu an. "Ich habe dir deine Freiheit nicht genommen und auch nciht die deiner Brüder. Die Leute, die ich hierher hab bringen lassen, sind die Beni Haris, die sich von mir abgewandt hatten. Diesen Abtrünnigen geschieht es ganz recht, wenn sie arbeiten müssen. Deine Leute habe ich, sofern sie noch am Leben waren, laufen lassen!"
Wenigstens hatte er es so angeordnet. Ob seine Bestimmungen aber wirklich in die Tat umgesetzt worden waren, darum hatte er sich freilich nicht wirklich gekümmert, seit er wieder zu Hause war.
"Hamda und Hassan mögen sich beschweren, aber deine Leute sind frei!"
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Die Schasu antworteten nicht, sondern versuchten sich, so gut es eben ging, zur Wehr zu setzen. Schon flogen Steine auf die Medjai.
Als einer der Ziegelmacher sich vordrängen wollte, um die Störenfriede anzuzeigen, traf ihn wie zufällig ein Stein am Hinterkopf und er ging in die Knie.
"Ihr macht alles noch schlimmer als es schon ist!" rief eine junge Frau den Schasu zu. "Seht ihr denn nicht, dass die Ägypter euch überlegen sind? Wißt ihr nicht, dass sie uns unsere Kinder wegnehmen werden, wie sie es schon einmal getan haben?"
Die Frau hatte einen zweijährigen Sohn und hatte inständig darum gebetet, ihn behalten zu können, ihn bei sich aufwachsen zu sehen... und nun kamen diese jungen Unruhestifter und machten alle Fortschritte zunichte, die in letzter Zeit erreicht worden waren!


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Für Thamar machte es keinen Unterschied, ob es die Beni Haris oder ihre Stammesbrüder waren, die in äg. Gefangenschaft lebten.
Hier in der Fremde war ein Schasu ein Schasu und so empfand sie großes Mitleid für ihre Landsleute.
Außerdem: Sethherchepeschef konnte ihr viel erzählen, wenn der Tag lang war.
Ihr Vertrauen hatte er verspielt, sie glaubte ihm kein Wort mehr!
"Diese Leute sind auch MEINE Leute," widersprach sie deshalb heftig. "Wieso hast du sie nach Ägypten bringen lassen? War dir deine Rache so wichtig? Du bist nur ein widerlicher, großkotziger Ägypter, auf dessen Wort man nichts geben kann. Ich bin doch auch nur deine Sklavin!"
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Aber die Schasu hörten nicht auf das Flehen der Frauen...
Sie hatten sich zwar mit den Ziegelmachern arrangiert, aber diese kamen ihnen vor wie Schafe: duldsam und dumm!
Die ließen sich alles gefallen und bedankten sich letzten Endes auch noch für die Schläge!
Also setzten sie sich voller Eifer und Wut zu Wehr.
Sie besaßen zwar keine Waffen wie die gut ausgerüsteten Medjay, jedoch stahlharte Fäuste, die dem einen oder anderen der Polizisten erhebliche Wunden zufügten.
Daß sie Verstärkung von den Schasu erhalten hatten, die als Gefangene des Kronprinzen ins Ghetto geraten waren, kam ihnen dabei zupaß.
Hier waren die Stammesunterschiede aufgehoben, man kämpfte gemeinsam gegen den Feind - die Ägypter - und für ein Ziel - die Freiheit!
Aus dem anfänglichen Handgemenge wurde bald eine handfeste Prügelei, aus der Prügelei ein Scharmützel, als noch mehr Medjay herbeikamen.
Die wilden Wüstensöhne waren einfach nicht zu bändigen...
Wie wär's mit Wasserwerfern und Tränengas?


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"Als wir noch in deiner Heimat waren, hat es für dich sehr wohl einen Unterschied gemacht, ob jemand zu deinem Stamm oder zu Hamdas Stamm gehört hat!" antwortete Amuni barsch. "Aber jetzt quatschst du Unsinn. Von mir aus kannst du gehen, wohin du willst, Thamar. Ich zwinge dich nicht, hier bei mir zu bleiben. Wir werden morgen Memphis erreichen, wenn du willst, kannst du dort aussteigen!"
Er hatte ihr Herumgezicke langsam satt. Ihr Stamm hatte ihn versklavt, er aber hatte sie doch bestens behandelt! Klar, der Transport nach Ägypten war nicht einfach gewesen, aber sie hatte ihm ja seine Geschichte auch nicht glauben wollen... dass sie sich so aufführte, enttäuschte ihn aber doch etwas. Er hatte in den letzten Monaten so gehofft, dass sie wieder ganz die alte würde und ihn wieder so ansehen würde wie damals in der Wüste!
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Schließlich verständigten Boten den Wesir von dem Scharmützel bei den Ziegelwerkstätten.
"Mein Herr und Gebieter! Die gefangenen Schasu versuchen einen Aufstand zu machen! Wir benötigen dringend Verstärkung! Möget ihr die Division des Seth verständigen und ein Beispiel statuieren!" versuchte der Bote den Wesir zu überzeugen.


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Thamar hatte für Amuni nur ein verächtliches Schnauben übrig.
Seit sie erfahren hatte, wer el-Masri wirklich war, hatte sich für sie einiges geändert, um nicht zu sagen: ALLES!
Jetzt, da sie ferner denn je der Heimat war, gestattete er ihr zu gehen.
Aber was sollte sie in Memphis?
Genau DIE Frage stellte sie nun dem Prinzen.
"Soll ich mir meinen Unterhalt vielleicht als Hure verdingen?" wollte sie wissen. "Wie soll ich nach Hause kommen ohne den Schutz meiner Brüder?"
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Der Wesir winkte jedoch ab.
"Ach, was," meinte er. "Die Medjay werden doch wohl mit einer Handvoll Schasu fertig werden! Sie sollen sie zusammentreiben und in das Ziegelmacherdorf zurückbringen. Ich werde die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen!"
Schemra lag ihm ohnehin seit Tagen in den Ohren, weil sie nach ihren Brüdern sehen wollte.
Er schickte seinen Sekretär mit einer Nachricht zu Mehi, daß sich dieser augenblicklich bei ihm melden solle...


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"Du wärst also lieber bei Onan als hier?" fragte Amuni zurück.
"Was redest du denn für eine komische Sprache?" wollte da Tachat von ihm wissen, denn Amuni war in Thamars Heimatdialekt gefallen. Tachat merkte sehr wohl, dass Amuni und die komische fremde Frau, um die sich ihr Papa in letzter Zeit so viel kümmerte, stritten.
"Hört auf, euch zu streiten", belehrte sie ihren Vater und Thamar daher naseweis. Ihr und Sethi wurde das schließlich auch immer gesagt, wenn sie sich in die Haare bekamen.
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Mehi lächelte, als er die Notiz Iry-efs las. Er war höchst zufrieden damit, dass er seit der Abreise des Königs und erst recht seit der des Kronprinzen, wieder mehr Einfluss gewonnen hatte am ägyptischen Königshof.
Nur Paraherwenemef, der immer noch in Pi-Ramesse war, traute der ehemalige Freund und Berater Sethos' nicht über den Weg. Aber Iry-ef hielt große Stücke auf den Jungen. Er glaubte, dass man ihn sehr wohl für die eigenen Zwecke benutzen konnte.
Kurz nachdem er die Nachricht erhalten hatte, machte sich Mehi also auf nach Pi-ramesse. Er war nämlich gerade bei seiner Schwester Meritamun zu Gast gewesen, die ihn mal wieder königlich bewirtet hatte.
Es war ein ganzes Stück zur Residenz, so dass er einige Zeit brauchte.


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"Ich wäre lieber zuhause als hier," antwortete Thamar verzweifelt und brach in Tränen aus, strich aber Tachat sanft über den Kopf und beruhigte sie damit, das alles gut wäre.
DAS schien das Mädchen ihr jedoch nicht abkaufen zu wollen: wenn wirklich immer alles in Ordnung war, warum weinte Thamar dann so oft?
"DU hast dich doch auch nach deiner Heimat gesehnt," schluchzte sie an Amuni gewandt. "Kannst du denn nicht verstehen, daß es mir auch so geht?"
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Iry-ef nahm die Nachricht von dem Aufstand der Schasu, der von den Medjay niedergeschlagen worden war, recht gelassen, ja sogar irgendwie befriedigt zur Kenntnis.
Der Kampfeswillen der Beduinen bewies ihm, daß deren Zorn und Geist noch lange nicht gebrochen war.
Das war gut, sehr gut sogar! Solche Männer konnte er für seine Pläne brauchen!
Wo blieb denn Mehi nur?
Sortierte der mit seiner Schwester deren Stickgarn? Oder ließ Meritamun ihn aus anderen Gründen nicht weg?
@Neith: Es war angedacht, daß du Meritamun übernimmst, nicht meinen Wesir Iry-ef, dem eine historische Persönlichkeit zugrunde liegt und der von mir schon ausgiebig charakterisiert und bespielt wurde. Deshalb habe ich deinen Post gelöscht, weil der einfach nicht passte!


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Endlich, es war schon gegen Abend, kam Mehi im Palast an. Er wies sich aus, aber die Wachenkannten ihn inzwischen und wußten, dass er als Freund des Wesirs Zugang zu dessen Büro hatte.
Mehi verneigte sich vor Iry-ef und sagte:
"Es gab also einen Aufstand bei den Ziegelmachern? Gab es Tote und Verletzte? Was gedenkst du zu tun?"
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"Ich versteh das schon", antwortete Amuni mit einem zaghaften Lächeln. "Aber es ist eben nicht mehr zu ändern. Ich kann dich ja auch nicht mehr heimschicken, Thamar. Stell dir doch vor, was deine Leute glauben würden, wenn du zurückkämst - was sie von dir glauben würden! Du kennst die Gesetze deines Stammes, Thamar. Du hast es doch gut bei mir!"
Er seufzte. Warum nur konnte sie ihm nicht verzeihen, dass er der älteste Königssohn war? Oder war es etwas anderes?


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"Natürlich gab es Tote und Verletzte," antwortete Iry-ef unwirsch. "Was denkst du denn? Daß die Medjay diese Rebellen mit Königsleinenhandschuhen anfassen?"
Er berichtete Mehi kurz, was man ihm zugetragen hatte und nickte ihm auffordernd zu.
"Jetzt ist deine Stunde gekommen, Mehi! Du wirst Schemra mitnehmen, damit sie ihre Brüder und die wiederum ihre Stammesgenossen davon überzeugen, daß wir auf ihrer Seite stehen und sie nur freikommen, wenn sie uns unterstützen!"
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Thamar seufzte.
Sethherchepeschef verstand es einfach nicht.
"Laß es gut sein," winkte sie schließlich ab. "Ich bin des Streitens müde. Verfahr mit mir, wie es dir beliebt..."


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Mehi nickte verstehend. Er war zu sehr Politiker, um sich von ein paar Toten und Verletzten aufhalten zu lassen.
"Ich werde hingehen und dafür sorgen, dass die Ziegelmacher und die Schasu auf mein Wort hören. Und dann werden wir weitersehen. Nur mußt du mir eines schwören: dass du diesen Leuten tatsächlich die Freiheit gibst, wenn du deine Ziele erreicht hast. Ich strebe nicht mehr danach, Macht in Ägypten auszuüben, und das weißt du. Alles was ich will, ist die Freiheit für diese Leute, die ohne großes Verschulden in die Knechtschaft geraten sind!"
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Amuni zuckte mit den Schultern, nahm dann Tachat an der Hand und ließ Thamar einfach stehe. "Komm, wir gucken uns wieder die Landschaft an", sagte er zu seiner Tochter. "Thamar ist momentan schlecht gelaunt. Sie hat Heimweh, denke ich, aber ich kann das auch nicht ändern."


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