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#1

Uni Leipzig vs. JCC

in Ägypten heute 07.04.2011 18:41
von Meritenramses • 6.578 Beiträge

Zitat
Terminshinweis: Rückübertragung der altägyptischen Sammlung Prof. Dr. Georg Steindorff

Pressemitteilung
Berlin, den 30.03.2011


In der Verwaltungsstreitsache

VG 29 K 126.09

Universität Leipzig

gegen

die Bundesrepublik Deutschland,
vertreten durch das Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen

beigeladen:

Conference on Jewish Material Claims against
Germany, JCC Büro Sachsen

hat das Verwaltungsgericht Berlin Termin zur mündlichen Verhandlung

auf Donnerstag, den 7. April 2011, um 11.15 Uhr
im Gebäude des Verwaltungsgerichts Berlin,
Kirchstraße 7, 10557 Berlin, Saal 2104


anberaumt.

Gegenstand des Verfahrens: Rückübertragung der altägyptischen Sammlung Prof. Dr. Georg Steindorff.

Die klagende Universität Leipzig wendet sich gegen die vermögensrechtliche Rückübertragung der archäologischen Sammlung Steindorff an die Jewish Claims Conference (JCC). Steindorff war jüdischer Abstammung, seit 1893 außerordentlicher Professor an der Universität Leipzig und von 1904 bis zu seiner Emeritierung zum 31. März 1934 Inhaber des dortigen Lehrstuhls für Ägyptologie. In dieser Zeit legte er sich, teils bei eigenen Forschungsreisen, besagte Sammlung zu. 1936 verkaufte er die zum Teil bereits als Leihgabe im Ägyptischen Museum der Universität befindliche Sammlung, deren Wert er selbst auf 10.260 RM schätzte, der Universität für 8.000 RM. 1938/39 emigrierte er in die USA, wo er 1951 verstarb. Nach der Wiedervereinigung beantragte die JCC die Rückübertragung der Sammlung nach dem Gesetz zur Regelung offener Vermögensfragen. Die JCC ist eine Organisation, die als Rechtsnachfolger jüdischer Verfolgter gilt, wenn diese oder deren Nachkommen keine eigenen Ansprüche geltend machen. Zweck dieser Rechtsnachfolgeregelung ist, dass nicht der Fiskus des Staates begünstigt werden soll, in dessen Geschichte sich das wieder gutzumachende Unrecht ereignet hat. Das Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen entschied, dass die Universität die Sammlung der JCC zurück zu übertragen habe, da zu ihren Gunsten gesetzlich vermutet werde, dass der Verkauf auf Grund der Verfolgung der Juden in Deutschland erfolgt sei. Die Universität macht dagegen geltend, dass Steindorff ihr seine Sammlung nicht verfolgungsbedingt überlassen, sondern dies schon vor 1933 vorgehabt habe. Das zeige sich auch an seinem Verhalten nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft.

Modalitäten für die Berichterstattung:
Eine Akkreditierung ist nicht erforderlich.


Quelle: http://www.berlin.de/sen/justiz/gerichte...535.338162.html

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#2

RE: Uni Leipzig vs. JCC

in Ägypten heute 07.04.2011 18:43
von Meritenramses • 6.578 Beiträge

Zitat
Prozess um Erbe des Ägyptologen Steindorff
Uni Leipzig bangt weiter um Sammlung

Die Universität Leipzig muss um die Sammlung des Ägyptologen Georg Steindorff bangen. Die Jewish Claims Conference (JCC) erwirkte, dass die Uni die Sammlung an die JCC herausgeben muss. Dagegen wehrte sich die Uni vor dem Verwaltungsgericht.

Es erging noch kein Urteil. Am 26. Mai soll weiterverhandelt werden.

Steindorff war Jude und von 1904 bis 1934 Inhaber des Lehrstuhls für Ägyptologie in Leipzig. In dieser Zeit baute er sich, zum Teil bei eigenen Forschungsreisen, die Sammlung auf. Sie besteht heute aus 163 Stücken. 1936 verkaufte Steindorff, der nun nicht mehr lehren durfte, die Sammlung an die Leipziger Universität, allerdings etwas unter Wert. Er selbst schätzte ihren Wert auf 10 260 Reichsmark; die Uni zahlte 8000 Reichsmark. Steindorff emigrierte 1939 in die USA.

Nach der Wiedervereinigung beantragte die JCC die Rückübertragung der Sammlung. Die JCC gilt als Rechtsnachfolgerin jüdischer Verfolgter, wenn keine Nachkommen vorhanden sind oder diese keine Ansprüche geltend machen.

Im Fall Steindorffs gab es sogar einen Enkel, der sich im Jahr 2007 zu Wort meldete und angab, sein Großvater habe die Sammlung speziell der Uni Leipzig vermachen wollen. Seine Initiative wurde aber als verspätet abgelehnt; das Bundesamt für offene Vermögensfragen gab der JCC recht und entschied, die Sammlung müsse herausgegeben werden. Es sei zu vermuten, dass Steindorff nicht freiwillig verkauft habe, sondern der Verkauf verfolgungsbedingt geschah. Dafür spreche auch der geringe Kaufpreis.

Dem hielten die Vertreter der Universität entgegen, ursprünglich habe Steindorff die Sammlung der Universität sogar schenken wollen. Dies habe er sich aber dann nicht mehr leisten können, weil sich sein Schwiegersohn beim Tabakgeschäft verspekuliert hatte und Steindorff dadurch in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Es handele sich um eine gemischte Schenkung, also einen Verkauf mit Schenkungsanteil. Nach dem Krieg habe Steindorff aus den USA nur die Übertragung der Rechte an seinen wissenschaftlichen Arbeiten verlangt, nicht aber seine Sammlung.


Quelle: http://www.tagesspiegel.de/wissen/uni-le...g-/4036412.html

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#3

RE: Uni Leipzig vs. JCC

in Ägypten heute 26.05.2011 15:42
von Meritenramses • 6.578 Beiträge

Zitat
Universität Leipzig verliert altägyptische Sammlung Prof. Dr. Georg Steindorff (Nr. 20/2011)

Pressemitteilung Nr. 20/2011 vom 26.05.2011

Die Universität Leipzig muss die altägyptische Sammlung Steindorff an die Jewish Claims Conference (JCC) zurückübertragen. Dies hat das Verwaltungsgericht Berlin entschieden.

Steindorff war jüdischer Abstammung, seit 1893 außerordentlicher Professor an der Universität Leipzig und von 1904 bis zu seiner Emeritierung 1934 Inhaber des dortigen Lehrstuhls für Ägyptologie. In dieser Zeit legte er sich die besagte Sammlung zu. 1937 verkaufte er die zum Teil bereits als Leihgabe im Ägyptischen Museum der Universität befindliche Sammlung. Deren Wert schätze er selbst auf 10.260 RM, verkaufte sie der Universität aber für 8.000 RM. 1938/39 emigrierte er in die USA, wo er 1951 verstarb. Nach der Wiedervereinigung beantragte die JCC die Rückübertragung der Sammlung. Das Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen entsprach dem Antrag.

Die 29. Kammer wies die hiergegen gerichtete Klage der Universität Leipzig ab. Bei Verkäufen von Verfolgten während der Zeit des Nationalsozialismus werde gesetzlich vermutet, dass die Veräußerung verfolgungsbedingt gewesen und deshalb wiedergutmachungsbedürftig sei.
SO EIN MEGABULLSHIT!!!!!!
Die Universität habe diese Vermutung nicht wiederlegt. Steindorff habe die Sammlung nachweislich unter Wert verkauft. Zwar spreche einiges dafür, dass er vor 1933 vorgehabt habe, die Sammlung der Universität zu schenken. 1937 habe er die Sammlung jedoch auf jeden Fall verkaufen wollen. Dass der Verkauf unter Verfolgungsdruck erfolgt sei, sei daher nicht auszuschließen. Die Vernehmung eines heute in den USA lebenden 88-jährigen Enkels von Steindorff als Zeuge habe zu keinem anderen Ergebnis geführt. Auch dass Steindorff die Wiedereröffnung des Museums nach dem Krieg begrüßt habe, ändere nichts. Ein Verzicht auf den Rückübertragungsanspruch liege darin nicht. Ein solcher Rückübertragungsanspruch bestehe erst seit 1990; in DDR-Zeiten habe es vergleichbare Ansprüche nicht gegeben. Schließlich stehe auch das öffentliche Interesse am Erhalt der Sammlung der Rückübertragung nicht entgegen. Der Gesetzgeber habe die Fälle, in denen die Rückübertragung wegen eines öffentlichen Interesses ausgeschlossen sei, abschließend geregelt. Das Interesse am Erhalt von Kulturgütern gehöre nicht hierzu.

Gegen das Urteil ist die Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision an das Bundesverwaltungsgericht zulässig.

Urteil der 29. Kammer vom 26. Mai 2011 (VG 29 K 126.09).



Quelle: http://www.berlin.de/sen/justiz/gerichte...510.345666.html

Deutschland, Unrechtsland, ich könnte kotzen!

Was die Nazis nicht zu Ende gebracht haben, schafft jetzt die JCC - posthume Zwangsenteignung von Deutschen jüdischer Abstammung!

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#4

RE: Uni Leipzig vs. JCC

in Ägypten heute 26.05.2011 17:15
von Meritenramses • 6.578 Beiträge

Zitat
Die Universität Leipzig muss die altägyptische Sammlung von Georg Steindorff an die Jewish Claims Conference (JCC) herausgeben. Das hat das Verwaltungsgericht entschieden. Für den Rechtsstreit war sogar Steindorffs Enkel, der 88-jährige Thomas Hemer, aus den USA nach Berlin geflogen, um als Zeuge auszusagen. Er wollte erreichen, dass die Sammlung an der Uni Leipzig bleibt.

Hemer schilderte dem Gericht, sein Großvater habe die Sammlung eigentlich seiner Uni schenken wollen. „Aber dann brauchte er das Geld, um es meinem Vater zu geben“, sagte Hemer. So kam es, dass Steindorff der Uni die Sammlung, die damals rund 400 Stücke umfasste, für 8000 Reichsmark anbot.

Er selbst schätzte ihren Wert auf 10 260 Reichsmark. Auch andere Städte zeigten Interesse, doch der Ägyptologe wollte, dass sie in Leipzig bleibt. So geschah es.

Steindorff genoss unter den Nazis außergewöhnliche Privilegien, die für einen Juden, auch wenn er zum Protestantismus übergetreten war, unüblich waren. Seit 1893 war er außerordentlicher Professor, von 1904 bis zur Emeritierung 1934 Inhaber des Lehrstuhls für Ägyptologie. Er durfte noch 1937 die größte Publikation der Ägyptologie, die es im deutschen Reich gegeben hat, veröffentlichen – als Hauptautor. Einige bekannte Nazis tauchen als Co-Autoren auf. „Steindorff hatte andere Konditionen als andere“, schilderte Dietrich Raue, Custos des Ägyptischen Museums der Uni Leipzig. Damit wollte er zum Ausdruck bringen, dass Steindorff zum Zeitpunkt des Verkaufs 1937 nicht verfolgt war. Auch Hemer sagte: „Opa hat sich nicht von den Nazis bedroht gefühlt.“ 1938/39 emigrierte Steindorff dennoch in die USA, wo er 1951 starb. Nach dem Krieg verlangte er einige Dinge zurück, seine Sammlung erwähnte er nicht. Das alles half der Uni nicht. Zentrale Frage im Rechtsstreit war, ob der Verkauf verfolgungsbedingt geschah. Das wird bei allen Verkäufen nach 1935 vermutet und muss widerlegt werden. Es zu widerlegen sei der Uni trotz des aufgebotenen Zeugen nicht gelungen, befand das Gericht. So bekam nun die JCC die Sammlung zugesprochen. Sie hatte dies nach der Wiedervereinigung beantragt. 2007 hatte Hemer selbst die Sammlung beansprucht, um sie der Uni zu schenken. Er wurde als verspätet abgewiesen.

Fatina Keilani



Quelle: http://www.tagesspiegel.de/wissen/der-er...us/4222854.html

Und so was nennt sich RECHTSPRECHUNG! PFUI!!!!!

Maat -->

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#5

RE: Uni Leipzig vs. JCC

in Ägypten heute 27.05.2011 07:47
von Meritenramses • 6.578 Beiträge

Zitat
Ägyptisches Museum Leipzig: Kustos Dietrich Raue setzt sich für Steindorff-Sammlung ein
Daniel Thalheim

Anscheinend ist die Rechtslage unklar. Das Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen will die Steindorff-Sammlung des Ägyptischen Museums in Leipzig an das Jewish Claim Conference (JCC) rückübertragen. Das kann nur geschehen, wenn sich die Leipziger Universität zu Unrecht dieser Exponate bedient hat. Kustos Dietrich Rauer sagt "Nein!"

Dr. Dietrich Rauer, Kustos des Ägyptischen Museums lud am 8. April die Leipziger Presse zur Klärung der Frage ein, wohin inhaltlich die Sammlung gehöre, in den Ausstellungssaal der Krochhochhauses an der Goethestraße ein. Hier sollten die Medienvertreter die Hintergründe erfahren, wie die Leipziger Sammlung des Prof. Dr. Georg Steindorff entstanden ist und unter welchen Umständen seine Sammlung der Universität Leipzig zufiel.

Dazu muss man wissen, dass der Rechtsstreit um die Rückführung der Steindorffschen Sammlung des Ägyptischen Museums darüber entstanden ist, weil das Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen 2009 auf einen Restitutionsantrag der Jewish Claim Conference (JCC) hin durch Bescheid entschieden hat, dass die Objekte der ehemaligen Sammlung-Steindorff zurück zu übertragen sind. Also steht die Rückforderung im Zusammenhang mit der in der NS- Zeit stehenden "offenen Vermögensfragen". Daher kann man nur vermuten, dass sich die Universität Leipzig in der NS-Zeit die Steindorff-Sammlung widerrechtlich aneignete und diese nun wieder in den Besitz der Erben des Leipziger Ägyptologen gehören.

Über das laufende Verfahren, das einen Entscheidungstermin vom 7. April zum 26. Mai 2011 am Berliner Verwaltungsgericht vertagte, konnte der Kustos nicht berichten, aber er betonte, dass falls die zurückgeforderten 163 Exponate der im 2. Weltkrieg durch Bomben- und Brandschäden verbliebenen Steindorff-Sammlung aus der Hand des Ägyptischen Museums Leipzig entrissen würden, eine riesige Lücke für Forschung und Lehre entstünde. Ursprünglich waren es 365 Objekte.

"Prof. Dr. Georg Steindorff war ein bedeutender deutscher Ägyptologe, der zur ersten Klasse der Archäologen des deutschen Kaiserreiches angehörte", erzählt Raue an diesem Donnerstag über den ehemaligen Inhaber des Ägyptologischen Lehrstuhls an der Universität Leipzig ab 1904, der zwischen 1903 und 1931 eigenverantwortlich und im Auftrag der Universität Leipzig Grabungen in Ägypten unternahm. Ihm waren andere Ziele wichtig als vielen seiner damaligen Kollegen. Steindorff war kein Schatzgräber, sorgte sich um den kulturellen Zusammenhang der von ihm gefunden Fundstücke aus dem ägyptischen Sand und stellte Feldforschungen an. Das ging laut Raue weit über dem hinaus, was damals unter Archäologie verstanden wurde. "Archäologie darf nicht im Elfenbeinturm vor sich hin existieren", zitiert der engagierte Kustos den 1930 emeritierten und 1939 nach Kalifornien ausgewanderten Georg Steindorff.

Die Forschung an Originalen stand im Fokus des 1861 geborenen Steindorff, der 89-jährig 1951 und im Wissen, dass seine Sammlung in Leipzig sicher aufgehoben war, verstarb. Rauers Ausführungen nach, hat sich Steindorff früh dafür eingesetzt, dass seine auch durch Käufe erweiterte Sammlung an der Universität verbleibt, integrierte von Anfang an die meisten seiner Objekte in die öffentliche Sammlung des Ägyptischen Museums in Leipzig. "Es gibt keinen Lehrstuhl in Deutschland, der das so konsequent betrieben hat." Laut Rauer wollte Steindorff, dass die Leipziger Archäologie-Studenten die Objekte in die Hand bekommen und nicht aus Katalogabbildungen kennenlernen.

Die Steindorff-Sammlung ist laut Rauer eine der wenigen in Deutschland, die vom 4. Jahrtausend vor Christus bis in die mittelalterliche-islmaische Zeit im 12. Jahrhundert reicht und so einen großen Kontext herstellt, wie ägyptische Kunst blühte und in den folgenden Jahrtausenden verändert oder fortgeführt wurde. "Wir haben hier 5.000 Jahre ägyptischer Geschichte in diesem Haus versammelt."

Um die Zeit, wie und wann die Steindorff'sche Sammlung in die einst 10.000 Exemplare umfassende und nun auf 7.000 Stücke durch Weltkrieg gestutzte Sammlung des Ägyptischen Museums integriert wurde, dreht sich das laufende Verfahren. Auch ein Briefwechsel des Ärchäologen mit seinem Nachfolger auf seinen Lehrstuhl Prof. Walther Wolf ist dabei bedeutsam. In einem Schreiben vom 05.08.1936 bot Steindorff seine "Sammlung ägyptischer Altertümer, die zum Teil im ägyptischen Museum der Universität als Leihgabe ausgestellt sind, zum Teil sich in meiner Wohnung befinden, dem ägyptischen Museum zum Kauf an".

Hintergrund der ganzen Geschichte - Steindorff war jüdischer Herkunft, 1934 kam dann das Verbot jeder weiteren Vorlesungstätigkeiten. Wer ihm das verbot, teilte Raue nicht mit, Rektorat oder das Ministerium für Kultur in Dresden oder gab es Weisungen höherer Art? Jedenfalls bezifferte Steindorff laut Kustos den von ihm gewünschten Kaufpreis mit dem von ihm ursprünglich verauslagten Ankaufspreis von 8.000,00 Reichsmark (RM), wobei er selbst von einem aktuellen Verkehrswert in Höhe von 10.260,00 RM ausging. "Wir wissen, dass sich die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie Steindorff zu diesem Zeitpunkt verschlechtert hatte", so Rauer zum Hintergrund des geplanten Verkaufs. Er soll sogar seine Sammlung dem Kestner Museum in Hannover angeboten haben. Das sächsische Ministerium soll am 04.03.1937 Prof. Steindorff dann die Nachricht gegeben haben, dass der Ankauf seiner Sammlung vom Ministerium zum vorgeschlagenen Kaufpreis von 8.000,00 RM in mehreren Raten genehmigt worden war. "Wir wissen auch, dass dieser Kauf nichts mit der Nazi-Zeit zu tun hat", so Rauer zum Umstand des Kaufes, der auch durch den Briefwechsel voll dokumentiert sein soll.

"Ursprünglich wollte ich euch die Sachen schenken, aber es sieht bei uns finanziell nicht gut aus, wir bieten euch die Sammlung jetzt an und möchten gerne 8.000 Reichsmark dafür", zitiert Raue aus dem Brief Steindorffs an Prof. Walther Wolf. Selbst in seiner kalifornischen Zeit nach dem 2. Weltkrieg stand Steindorff in Kontakt mit der Leipziger Universität, war sichtlich froh, dass ein Teil seiner Sammlung den Krieg überstanden hat. "Wir wissen aus der Korrespondenz des ersten Ordinarius nach den Zweiten Weltkrieg Prof. Siegfried Morenz, dass er den Kontakt zu Steindorff gesucht hat. Es gibt einen sehr dichten Briefwechsel zwischen Steindorff und Morenz." So äußerte sich Prof. Steindorff in mehreren an die Universität Leipzig gerichteten Briefen zufrieden über die Wiederaufstellung der nach dem Krieg noch erhaltenen Teile der Sammlung in der Universität Leipzig. Dies entsprach seinem Wunsch, die Sammlung in der Universität Leipzig zu zeigen, so Raue weiter. "1951 war eine komplette Wiederaufstellung der Objekte wieder möglich." Raue weiß auch,dass Steindorff in den Briefen sich überglücklich geäußert hat, dass die Studenten direkt an den Objekten wieder studieren können. Von Rückforderung also keine Spur. "Steindorff hat zutiefst an Leipzig gehangen, trotz des Unrechts zwischen 1933 und 1945...", so der Kustos der Ägyptischen Sammlung in Leipzig, selbst durch seine Witwe wurde das posthum 1951 noch mitgeteilt. "Sicher hätte Steindorff gewollt, dass seine Sammlung hier verbleibt."

"War die Überlassung der Sammlung an die Universität unter Zwang geschehen?", fragt das Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen laut Rauer, oder sind die Dinge komplizierter und gar nicht in diesem Zusammenhang an die Universität gelangt? "Wir werden versuchen zu belegen, dass die Exponate nicht durch NS-Unrecht an die Universität Leipzig gekommen ist und sind froh, dass das Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen uns die Zeit gibt dazu", gibt Rauer Auskunft zum nun kommenden Verfahren am 26. Mai am Verwaltungsgericht Berlin.

Dann werden auch die Briefe Steindorffs wohl eine wichtige Rolle spielen. Eine Entscheidung über den Verbleib dieser altägyptischen Objekte, die aus der einstigen Privatsammlung des Ägyptologen, Professor Georg Steindorffs (1861-1951) stammen, fällt erst zu diesem Zeitpunkt. Solange hofft Rauer, dass die Darlegung der Universität Leipzig anerkannt wird. Er scheint sich hierbei ziemlich sicher, sonst hätte die Alma Mater Lipsiensis nicht gegen den Bescheid des Bundesamtes geklagt.



http://www.l-iz.de/Leben/Gesellschaft/20...f-Sammlung.html

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#6

RE: Uni Leipzig vs. JCC

in Ägypten heute 27.05.2011 19:05
von Seleuce • Besucher | 6.277 Beiträge

Schöner Shclamassel!

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#7

RE: Uni Leipzig vs. JCC

in Ägypten heute 28.05.2011 22:02
von Meritenramses • 6.578 Beiträge

Zitat
Leipziger Steindorff-Sammlung: Urteil über die Rückgabe ist Höchststrafe für Uni – Auch rechtmäßiger Erbe geht leer aus
Matthias Weidemann
27.05.2011
Bild: Matthias Weidemann
Dr. Dietrich Raue ist erst seit dem 1. Oktober 2010 Kustos des Äygptologischen Museums im Krochhaus. Doch in der reltativ kurzen Zeit hat der Mann einen schmerzlichen Leidensweg hinter sich gebracht, der jetzt wohl mit der wahrscheinlichen Rückübertragung der unschätzbar wertvollen Steindorff-Sammlung an die Jewish Claims Conference (JCC) ein vorläufiges bitteres Ende. Am Freitag äußerte sich der Kustos dazu in einer Pressekonferenz im Kroch-Hochhaus.

Gemäß einem Urteil des Verwaltungsgerichtes Berlin muss die Universität die Sammlung des Leipziger Ägyptologen Prof. Dr. Georg Steindorff, die dieser 1938 für 8000 Reichsmark (umgerechnet ca. 35.000 Euro) an die Uni verkauft hatte, an die JCC zurückgeben (L-IZ berichtete). Kustos Dr. Raue ist auf jeden Fall ob des Urteils maßlos enttäuscht und bezeichnet es als eine Höchststrafe:

„Eines der Hauptprobleme bei dem Urteil war die Forderung des Amtes für Offene Vermögensfragen, die Mitursächlichkeit des Nationalsozialismus auszuschließen. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Das heißt, das wir schon an dieser unerfüllbaren Forderung scheitern mussten. Sie werden von mir kein schlechtes Wort gegen die JCC hören. Vielmehr denke ich, dass die deutsche Rechtssprechung das eigentliche Problem darstellt.“

Dr. Dietrich Raue, Kustos der Ägyptischen Sammlung der Universität Leipzig vor einem Teil der Steindorff-Sammlung.
Dr. Dietrich Raue, Kustos der Ägyptischen Sammlung der Universität Leipzig vor einem Teil der Steindorff-Sammlung.
Bild: Matthias Weidemann

Das Urteil ist laut Raue nach der Rasenmähermethode gefällt worden. Nicht einmal ein Vergleich sei in Betracht gezogen worden, wie er selbst von der JCC in Erwägung gezogen worden sei. Im Gegenteil, man nicht einmal die Möglichkeit einer Revision offen gelassen.

Das Urteil ist den Betroffenen nach das Schlimmste, was passieren konnte. Juristisch sei das zwar korrekt gewesen und mit dem Urteil bewege man sich von Seiten des Gerichts auf der sicheren Seite. Aber trotz des Urteils stehe laut Kustos Raue fest, dass der Verkauf damals nicht unrecht gewesen ist und auch nicht aufgrund von Zwang durch die herrschenden politischen Umstände erfolgt sei. Auch habe Steindorff später nie geäußert, dass der Verkauf unrecht gewesen ist und auch nie den Wunsch gehabt, die Sammlung wiederzubekommen.

Aus Kalifornien angereist: Steindorff-Enkel Thomas Hemer.
Aus Kalifornien angereist: Steindorff-Enkel Thomas Hemer.
Bild: Matthias Weidemann
Zum Kaufpreis meinte Dr. Raue: „Steinbach hat zwar den addierten Wert der einzelnen Stücke seiner Sammlung auf 10.250 Reichsmark geschätzt, jedoch aber 8.000 Euro für die ganze Sammlung verlangt." Dies sei durchaus üblich, da man eine Sammlung nie auf die Summe des Wertes der einzelnen Stücke taxiert. Somit seien die 8000 Reichsmark als Preis völlig in Ordnung und nicht unter Wert, wie das Gericht es dargestellt hatte. Andere Museen, wie das in Hannover habe ebenfalls eine Sammlung unter ähnlichen Umständen gekauft, ebenfalls zu einem Sammelpreis. Und dies ist Raue zufolge nie moniert worden.

Das Gericht habe zudem weder die Zeugenaussage des eigens aus den USA angereisten Enkels von Steindorff, Thomas Hemer (88) berücksichtgt noch die Tatsache, dass Briefe vorliegen, in denen Steindorff die Uni ausdrücklich fragt, ob man seine Sammlung denn nun haben wolle. Andernfalls er sie nach Hannover verkaufen würde. Zurück bleibt eine gewisse Ratlosigkeit seitens der Kustodie. Denn nun liege das Schicksal der Sammlung nicht mehr in der Hand der Uni.

Mehr zum Thema:

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Thomas Hemer, der ebenfalls bei der Pressekonferenz anwesend war, bekräftigte noch einmal seine Aussage, dass sein Großvater die Sammlung tatsächlich an die Uni veräußern wollte. Und das ohne Zwang von Seiten der Nazis. All diese Umstände trugen allerdings nicht dazu bei, das Gericht vom Gegenteil zu überzeugen. Dabei ging im Übrigen auch der Enkel Thomas Hemer leer aus. Ihm hätte die Sammlung als rechtmäßigem Erben eigentlich zugestanden. Doch da er seinen Restitutionsanspruch erst 2007 gestellt hatte, war er weit über die von der JCC geforderte Frist von zwei Jahren hinaus. So dass sein Rechtsanspruch verfallen war.

Allerdings hatte man auch von Seiten der JCC keinerlei Versuch gestartet, den Enkel über seine Rechte rechtzeitig aufzuklären. Womit nun die JCC alleiniger Besicher der unschätzbar wertvollen Sammlung ist. Was nun geschehe, wisse man nicht, so Dr. Raue. Zwar könne man noch dagegen klagen, dass gegen das Urteil keine Rechtsmittel möglich sind. Dies erscheint aber wenig erfolgsversprechend.

Als Trost bliebe höchstens, dass das Museum über insgesamt rund 7.000 Exponate verfüge und man auch ohne die Sammlung überleben könne. Der Verlust für Lehre und Forschung sei jedoch immens. Man darf nun gespannt sein, wie die JCC weiter verfährt.



http://www.l-iz.de/Leben/Gesellschaft/20...chststrafe.html

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#8

RE: Uni Leipzig vs. JCC

in Ägypten heute 29.05.2011 15:44
von Meritenramses • 6.578 Beiträge

Zitat
Kurator Raue: Werden alles für die Sammlung tun

Die Universität Leipzig ist enttäuscht über das Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts, die altägyptische Sammlung von Georg Steindorff an die Jewish Claims Conference zu übergeben. Der Kurator am Ägyptologischen Instituts, Dietrich Raue, sagte am Freitag bei MDR INFO: "Wir werden einfach alles, was irgendwie möglich ist, tun, diese 163 Stücke in den Räumlichkeiten der Universität zu behalten."

Die Zukunft werde zeigen, ob man dazu in der Lage sei. Am Ende werde es "wahrscheinlich ums Geld gehen". Aber man kenne ja die finanzielle Situation der Uni und des Landes. Das seien alles Dinge, die nicht witzig seien.

Seine Hauptkritik, so Raue, richte sich "gegen die Gesetzgebung, die glaubt, mit dem Rasenmäher Epochen bewältigen zu können". Er hoffe, dass dieses Lebenswerk von Steindorff nicht zerstört werde. An der Universität Leipzig habe man eine vollständige Sammlung. Diese dürfe man nicht einfach auseinanderreißen.

Das Verwaltungsgericht in Berlin hatte am Donnerstag entschieden, dass die Universität Leipzig die Sammlung Leipziger Ägyptologen Steindorff an die Jewish Claims Conference (JCC) abgeben muss. Zur Begründung hieß es, es könne angenommen werden, Steindorff habe seine Sammlung 1936 unter Wert verkauft, weil er Verfolgter des Naziregimes war. Die Uni hatte dagegen geltend gemacht, dass Steindorff die 150 Exponate dem Museum schon vor 1933 versprochen habe. Sie kann Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht einlegen.



http://www.mdr.de/sachsen/leipzig/8647942.html

Georg Steindorff Initiative auf Facebook: http://www.facebook.com/home.php?sk=grou...170055253054610

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